Klimawandel in Bildern: Warum wir uns Fast Tech nicht mehr leisten können

16. April 2025


9 Min. Lesezeit


Issey Gladston

Im vergangenen Jahr postete der Umweltaktivist Duncan Porter zwei Fotos des Rhonegletschers auf Twitter. Aufgenommen im Abstand von 15 Jahren, zeigen sie denselben Ort. Mit einem drastischen Unterschied: Wo früher Eis war, ist heute nur noch Fels zu sehen. Was als persönliche Momentaufnahme begann, löste eine unerwartet starke Reaktion aus und rückte wichtige Fragen rund um die Klimakrise ins öffentliche Bewusstsein.

Der britische Umweltaktivist Duncan Porter ging vergangenen Sommer mit einem scheinbar harmlosen Foto viral: ein Urlaubsbild mit seiner Frau. Doch wer genauer hinsah, erkannte den erschütternden Hintergrund. Aufgenommen vor dem schmelzenden Rhonegletscher in der Schweiz, zeigen die Bilder eindrucksvoll, was der Klimawandel in 15 Jahren zerstört hat. Aus einem privaten Moment wurde ein weltweites Symbol – und ein dringender Appell zur Klimakrise.

Zum Earth Month rückt Back Market ein Thema in den Fokus, das oft übersehen wird: Fast Tech. Duncans Bilder sind Teil unserer Kampagne gegen die Überproduktion und den Massenkonsum von Elektronik. Eine Problematik, die, anders als Fast Fashion, bisher kaum diskutiert wurde. Zeit, das zu ändern.

Fast Tech lebt – wie Fast Fashion – von einer Wegwerfmentalität: Mit einem Upgrade nach dem anderen sorgen die Hersteller dafür, dass Geräte nach nur wenigen Jahren veraltet erscheinen.

Weltweit sind rund 16 Milliarden Smartphones im Umlauf – im Schnitt zwei pro Person. Tendenz steigend. Seit 2010 ist das globale Elektroschrott-Aufkommen um 82 % gestiegen. Nur 22,3 % werden offiziell recycelt. Bleibt alles, wie es ist, könnte Fast Tech bis 2040 für 14 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich sein. Wir müssen den Elektroschrott drastisch reduzieren. Und zwar sofort.

Fühlst du dich von diesen Fakten überfordert? Musst du nicht. Du kannst Teil einer einfachen Lösung sein: Reparieren statt wegwerfen. Oder Geräte länger nutzen. Und wenn wirklich ein neues Smartphone her muss – warum nicht eins kaufen, das professionell erneuert ist?

Zum Auftakt unserer Kampagne sprachen wir mit Duncan über Klimaschutz, Elektroschrott und viralen Erfolg.

Rhônegletscher, Schweiz, 2009

Rhonegletscher, Schweiz, 2024

Hallo Duncan, vielen Dank, dass du heute mit mir über die Kampagne mit Back Market sprichst. Kannst du mir sagen, wie es war, an den Gletscher zurückzukehren und zu sehen, wie stark er sich verändert hat?

Da waren wirklich viele Emotionen im Spiel. Wir hatten schon damit gerechnet, dass der Gletscher kleiner sein würde. Aber als wir dann um die Ecke bogen und er plötzlich so weit weg war, hat uns das echt erschüttert.

Normalerweise verändern sich Gletscher über Jahrhunderte, manchmal über Jahrtausende. Zu sehen, wie drastisch sich hier alles in so kurzer Zeit verändert hat, war echt ein Schock – das hat ein richtig starkes Gefühl von Verlust ausgelöst. Erst gestern habe ich in einem Podcast gelernt, was Solastalgie ist. Das ist dieses Gefühl von Heimweh, obwohl man noch zu Hause ist, weil sich alles drum herum so sehr verändert. Damit konnte ich sofort etwas anfangen. Vor allem, weil das Originalfoto seit 15 Jahren bei uns in der Küche hängt. Wir hatten dieses Bild immer im Kopf – und dann da zu stehen und zu sehen, was aus diesem Gletscher geworden ist, war einfach krass.

Für dich als Tourist ist der Gletscher in seinem früheren Zustand noch sehr präsent. Wie war es, als du die Fotos nebeneinander gesehen hast?

Man erinnert sich oft anders an Orte, als sie tatsächlich waren – gerade, wenn viel Zeit vergangen ist. Aber die Bilder nebeneinander zu sehen, war richtig heftig. Plötzlich hatten wir den Beweis vor Augen, wie stark das Klima schon gelitten hat.

Wenn man bedenkt, dass der Rhonegletscher bei der aktuellen Geschwindigkeit in etwa 15 Jahren komplett verschwunden sein könnte, wirkt das gar nicht mehr so weit entfernt. Das macht einen schon nachdenklich und traurig.

Der Klimawandel fühlt sich für viele oft abstrakt an, aber dein Foto macht ihn plötzlich greifbar. Warum hast du dich entschieden, es auf Twitter zu posten?

Ich weiß noch, wie hilflos ich mich gefühlt habe, als ich vor dem Gletscher stand. Ich dachte: Was mache ich jetzt mit diesem Gefühl? Wie kann ich das festhalten? Als ich das Foto gepostet habe, dachte ich, es könnte vielleicht ein paar Leute interessieren, die sich beruflich mit Nachhaltigkeit beschäftigen.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und mein Handy explodierte förmlich vor Benachrichtigungen. Ich hab’s dann einfach ausgemacht. Nach dem Mittagessen schaltete ich es wieder ein ... und der Post hatte über viereinhalb Millionen Aufrufe.

Ich nicht geplant, dass das so ein großes Ding wird. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass es passiert ist. Klimakommunikation ist wahnsinnig schwer. Und wenn ich eins gelernt habe, dann das: Am Ende geht’s immer um Geschichten. Egal ob bei Einzelpersonen oder Organisationen – du brauchst eine klare, einfache Geschichte.

Briksdalsbreen, Norwegen, 2011

Briksdalsbreen, Norwegen, 2022

Glaubst du, dass die Leute gerade deshalb so viel damit anfangen konnten? Warum ist der Post deiner Meinung nach viral gegangen?

Ich glaube, Social Media ist eine Bestie, die nur schwer zu zähmen ist. Als die Bilder viral gingen, dachte ich sofort: Das hat doch bestimmt schon mal jemand gemacht. Es fühlte sich so naheliegend an, nicht wie etwas Besonderes. Aber irgendwas an diesen Bildern hat die Leute wirklich gepackt. Es war so, als hätte dieser Moment einen Nerv getroffen, völlig ungeplant.

Ich hatte keinen Masterplan, keine Message vorbereitet. Es war einfach ein ehrlicher Moment, in dem ich meine Gefühle mit anderen geteilt habe. Und vielleicht war’s genau das: die Echtheit. Ich habe nicht versucht, Likes zu sammeln. Ich habe einfach gesagt, wie es sich für mich angefühlt hat.

Hat der virale Post deine Sicht auf Klimaaktivismus verändert? Also darauf, wie man Menschen erreicht und für den Klimaschutz gewinnt?

Ja, auf jeden Fall. Das hat mir nochmal deutlich gemacht, wie wichtig Geschichten sind. Früher habe ich versucht, mit Fakten zu überzeugen, so nach dem Motto: Schaut mal, wie schlimm es ist. Aber damit erreichen wir nur wenige Leute. Heute denke ich eher: Was ist die Geschichte, die wir erzählen? Wie können wir das so rüberbringen, dass es verständlich ist – und hängen bleibt?

"Fast Tech ist doch nur deshalb zum Standard geworden, weil man uns einredet, wir bräuchten immer das Neueste: das beste Handy, die neueste Konsole, den aktuellsten Fernseher. Dahinter steckt meist nur eins – Profit. Genau deshalb finde ich es stark, dass Back Market für ein Unternehmensmodell steht, dass ohne die Jagd nach Upgrades auskommt. "

Du hast erzählt, dass du im Bereich Nachhaltigkeit tätig bist und mit einer Organisation namens Protect Earth zusammenarbeitest. Wie kam es dazu? Und was macht ihr genau?

Protect Earth ist eine tolle, kleine Organisation. Ich habe Phil, den Gründer, über unsere gemeinsame Leidenschaft für Technik und Fahrräder kennengelernt. Wenn’s um Klimaschutz geht, macht er keine halben Sachen. Angefangen hat alles ganz klein, als echte Graswurzel-Initiative: Er hatte die Idee, zusammen mit ein paar Landbesitzern Flächen aufzuforsten und zu renaturieren. Und daraus ist dann viel mehr geworden.

Jeden Winter pflanzen wir zusammen mit anderen Gruppen Zehntausende Bäume. Und das macht wirklich Spaß: Man ist den ganzen Tag draußen, arbeitet still vor sich hin, und plötzlich steht da ein kleiner Wald. Am Ende zurückzublicken und zu sehen, was man geschafft hat, ist einfach großartig. Und jedes Jahr sieht man, wie sich das Stück Land weiter verändert.

Für mich ist die Botschaft klar: Engagiert euch im Kleinen, vor Ort, in Basisinitiativen. Und kombiniert einfach das, was euch Freude macht, mit Menschen, mit denen ihr gerne Zeit verbringt.

Was ich an der Kampagne gegen Fast Tech so toll finde: Sie zeigt zwar drastische Bilder, macht aber dabei Mut, selbst etwas gegen die Klimakrise zu tun. Was bedeutet es dir, dabei zu sein und mit Back Market zusammenzuarbeiten?

Fast Tech ist doch nur deshalb zum Standard geworden, weil man uns einredet, wir bräuchten immer das Neueste: das beste Handy, die neueste Konsole, den aktuellsten Fernseher. Dahinter steckt meist nur eins – Profit. Nicht das, was wir wirklich brauchen. Genau deshalb finde ich es stark, dass Back Market für ein Unternehmensmodell steht, dass ohne die Jagd nach Upgrades auskommt. Es geht also. Ich bin froh, ein kleiner Teil dieser Initiative zu sein und diese Botschaft mitzutragen.

Viele Hersteller machen es absichtlich schwer, Geräte zu reparieren oder an Ersatzteile zu kommen. Doch genau da bewegt sich etwas, weil immer mehr Menschen umdenken und sich ein System wünschen, in dem Reparatur und Wiederverwendung selbstverständlich sind, lange bevor jemand an Neukauf denkt.

Victoriafälle, Simbabwe, 2012

Victoriafälle, Simbabwe, 2019

Was wusstest du vor deiner Beteiligung an unserer Kampagne über Elektroschrott und Nachhaltigkeit?

Früher habe ich bei einem Reiseunternehmen gearbeitet, und der Nachhaltigkeitsmanager dort war sehr engagiert, was Wiederverwendung und Recycling anging. Wenn wir neue Laptops für Mitarbeitende brauchten, haben wir immer zuerst nach erneuerten Geräten geschaut.

Aber selbst bei mir im Dorf gab es das Thema schon. Wir haben da ein Reparaturcafé, wo sich Menschen mit dem nötigen Know-how treffen und kaputte Elektrogeräte wieder flottmachen. Ich finde das großartig. Und ich wünsche mir solche Cafés in viel mehr Gemeinden.

Hat die Kampagne deinen Blick auf Technik und Nachhaltigkeit verändert – oder eher das bestätigt, was du vorher schon gedacht hast?

Ganz ehrlich: Das moderne Leben ist ganz schön kompliziert. Man wird mit so vielen Dingen überflutet, dass ich mir früher kaum Gedanken gemacht habe, woher meine Technik kommt. Aber als ich gesehen habe, was Back Market macht, hat mir das schon die Augen geöffnet. Klar, man kann gebrauchte Geräte auch bei eBay kaufen. Aber wenn was nicht stimmt, der Akku schlappmacht oder ein Fehler erst später auftaucht, steht man schnell allein da.

Deshalb finde ich es so stark, dass Anbieter wie Back Market Geräte professionell erneuern – mit Garantie. Das sorgt für Vertrauen. Und genau dieses Vertrauen hat bisher oft gefehlt. Für mich hat sich dadurch schon etwas geändert. Ich achte heute viel bewusster darauf, wo ich meine Technik kaufe.

Wie blickst du in die Zukunft? Glaubst du, wir können zumindest einen Teil der Umweltschäden wiedergutmachen?

Es ist leicht, sich entmutigen zu lassen. Aber wenn ich zurückblicke, dann ist einer der größten Erfolge meines Engagements, dass ich Menschen zusammengebracht habe. Jeden Monat tauchen neue Leute auf, pflanzen Bäume – und bringen neue Leute mit. Die treffen auf die anderen, es entstehen Gespräche. Und ehe man sich versieht, machen sie gemeinsame Sache, tauschen sich aus, starten eigene Initiativen.

Zum Schluss: Was rätst du Menschen, die über Fast Tech nachdenken und Geräte gern erneuert kaufen würden, sich aber noch nicht trauen?

Manchmal hilft es, kurz innezuhalten und sich zu fragen: Brauche ich dieses Gerät wirklich? Etwas zu reparieren oder einfach weiter zu nutzen, fühlt sich gut an. Wer einmal aus dem Hamsterrad des ständigen Konsums aussteigt, merkt schnell, wie befreiend das ist.

Geschrieben von Issey Gladston

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